Für Fachpersonen – Geburtshelden – Stärkung durch Geburtspsychologie https://geburtshelden.de Psychologische Unterstützung rund um die Geburt Mon, 29 Jul 2024 14:57:00 +0000 de-DE hourly 1 https://geburtshelden.de/storage/2023/09/Favicon-Geburtshelden-mit-rundem-Kreis-150x150.png Für Fachpersonen – Geburtshelden – Stärkung durch Geburtspsychologie https://geburtshelden.de 32 32 Geburtspsychologie: Eine Einführung in die Psychologie der Geburt https://geburtshelden.de/geburtspsychologie-eine-einfuehrung/ https://geburtshelden.de/geburtspsychologie-eine-einfuehrung/#respond Wed, 13 Mar 2024 11:22:14 +0000 https://geburtshelden.de/?p=11502 Geburtspsychologie ist ein relativ neues Forschungsgebiet, das sich mit der Psychologie der Geburt und ihren Auswirkungen auf das Leben von Mutter, Vater und Kind beschäftigt. In diesem Artikel werden wir uns die Grundlagen der Geburtspsychologie genauer ansehen, von der Vorbereitung auf die Geburt bis zur Bedeutung von Bindung und Elternschaft.

1. Was ist Geburtspsychologie?

Geburtspsychologie ist ein Bereich der Psychologie, der sich mit der Erforschung der psychologischen Auswirkungen von Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft auf das Leben von Müttern, Vätern und Kindern befasst. Die Geburtspsychologie ist interdisziplinär und bezieht sich auf Bereiche wie Medizin, Psychologie, Hebammenwissenschaft, Anthropologie und Soziologie. 

2. Warum ist Geburtspsychologie wichtig?

Die Geburt eines Kindes ist ein einschneidendes Erlebnis im Leben von Eltern und Kindern. Erfahrungen während der Schwangerschaft und Geburt können langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Mutter, Vater und Kind haben. Die Geburtspsychologie ist wichtig, um zu verstehen, wie man die Geburt und die frühe Elternschaft optimieren und die psychische Gesundheit von Eltern und Kindern verbessern kann.

3. Vorbereitung auf die Geburt

Die Vorbereitung auf die Geburt ist ein wichtiger Schritt, um eine positive Geburtserfahrung zu gewährleisten. Dazu gehören die Wahl der Geburtsmethode, die Auswahl des Geburtsortes und die Vorbereitung auf die Schmerzen und die Veränderungen des Körpers. Eine gute Vorbereitung auf die Geburt kann Ängste reduzieren und das Selbstvertrauen von Müttern und Vätern stärken.

4. Die Bedeutung von Bindung

Die Bindung zwischen Eltern und Kind ist von zentraler Bedeutung für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern. Eine sichere Bindung zwischen Eltern und Kind kann das Selbstvertrauen, die emotionale Stabilität und die Fähigkeit zur zwischenmenschlichen Beziehung im späteren Leben fördern. Die Geburtspsychologie beschäftigt sich mit der Untersuchung von Bindung und Beziehung zwischen Eltern und Kind und deren Bedeutung für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern.

5. Elternschaft

Die Geburt eines Kindes bringt auch eine neue Rolle als Elternteil mit sich. Die Geburtspsychologie beschäftigt sich mit der Untersuchung von Elternschaft, einschließlich der Auswirkungen von Elternschaft auf das Wohlbefinden von Müttern, Vätern und Kindern, der Entwicklung von Elternkompetenzen und der Beziehung zwischen Eltern und Kind.

6. Der Geburtspsychologe

Eine Geburtspsychologin oder ein Geburtspsychologe ist eine Psychologin oder ein Psychologe mit einer Spezialisierung auf die Prä- und Perinatalpsychologie sowie auf die Unterstützung von Frauen und ihren Familien während der Schwangerschaft und Geburt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der psychologischen Gesundheit und dem Wohlbefinden von Mutter und Kind. 
Während es international zwar eine Handvoll Geburtspsychologen gibt, ist Anabel Galster die erste uns bekannte Geburtspsychologin in Deutschland.

12. Geburtspsychologie und Geburtstrauma

Manchmal kann die Geburt eines Kindes zu einem traumatischen Erlebnis für Mutter, Vater und Kind führen. Die Geburtspsychologie untersucht die Auswirkungen von Geburtstrauma auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Mutter, Vater und Kind. Es gibt verschiedene Faktoren, die zu einem Geburtstrauma beitragen können, wie z. B. medizinische Komplikationen, Gewalt während der Geburt oder ein Mangel an emotionaler Unterstützung. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Geburtstrauma kann dazu beitragen, dass sich Mutter, Vater und Kind von der Geburt erholen und eine positive Beziehung zueinander aufbauen können.

13. Die Rolle von Geburtspsychologen

Geburtspsychologen sind Fachleute, die sich auf die psychologischen Auswirkungen der Geburt auf Mütter, Väter und Kinder spezialisiert haben. Sie arbeiten in der Regel eng mit Hebammen, Ärzten und anderen Fachleuten im Gesundheitswesen zusammen, um Eltern und Familien während der Schwangerschaft, Geburt und frühen Elternschaft zu unterstützen. Geburtspsychologen können Eltern dabei helfen, eine positive Geburtserfahrung zu machen, postpartale Depressionen zu vermeiden oder zu behandeln und Geburtstrauma zu überwinden.

14. Die Zukunft der Geburtspsychologie

Die Geburtspsychologie ist ein relativ neues Feld, das sich immer weiterentwickelt. Zukünftige Forschungen werden sich wahrscheinlich auf die Verbesserung der Geburtserfahrung und die psychische Gesundheit von Müttern, Vätern und Kindern konzentrieren. Die Geburtspsychologie kann auch dazu beitragen, dass die Bedeutung von emotionaler Unterstützung während der Schwangerschaft, Geburt und frühen Elternschaft anerkannt wird. (Siehe auch European Association of Birth Psychologie, Geburtspsychologie-Verein e.V. ein Verein der sich aus unserer persönlichen Arbeit im Familienunternehmen nestkinder® sowie unserer Aktivität in der ISPPM e.V. heraus entwickelt hat.)

15. Fazit

Die Geburt eines Kindes ist ein wichtiger Meilenstein im Leben von Mutter, Vater und Kind. Die Geburtspsychologie hat gezeigt, dass die psychologischen Auswirkungen der Geburt auf das Wohlbefinden von Mutter, Vater und Kind von großer Bedeutung sind. Indem Eltern, Ärzte und andere Fachleute ein besseres Verständnis für die psychologischen Aspekte der Geburt und der frühen Elternschaft erlangen, können sie dazu beitragen, dass die Geburt zu einer positiven und unterstützenden Erfahrung wird.

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Traumageburt überwinden: So stärkt Therapie die Mutter-Kind-Bindung (Fallstudie) https://geburtshelden.de/traumageburt-ueberwinden-so-staerkt-therapie-die-mutter-kind-bindung-fallstudie/ https://geburtshelden.de/traumageburt-ueberwinden-so-staerkt-therapie-die-mutter-kind-bindung-fallstudie/#respond Tue, 07 Nov 2023 08:49:13 +0000 http://geburtshelden.de/?p=2446 In einer 2020 von Phyllis Klaus1 durchgeführten Fallstudie2 wurde gezeigt, wie therapeutische Interventionen dazu beitragen können, traumatische Geburtserfahrungen zu verarbeiten und eine gesunde Mutter-Kind-Bindung zu fördern. Im Folgenden berichte ich über die Studie, welche von der renommierten Psychotherapeutin Phyllis Klaus durchgeführt wurde. In dieser Studie beschreibt Klaus den Fall einer Klientin, die Unterstützung nach einer traumatischen Geburt ihres ersten Kindes Unterstützung suchte.

Die Auswirkungen traumatischer Geburten auf die Mutter-Kind-Beziehung

Die Klientin, die bereits ein Kind hatte und mit ihrem zweiten Kind schwanger war, suchte therapeutische Hilfe, da sie Schwierigkeiten hatte, eine positive Beziehung zu ihrem ersten Sohn aufzubauen und das Trauma seiner Geburt bisher nicht verarbeitet hatte. Sie fand es herausfordernd, angemessene Disziplin- und Erziehungsmethoden anzuwenden, was ihre Verbindung zu ihrem Kind beeinträchtigte.

Die Rolle von Oxytocin und therapeutischen Interventionen

Klaus weist auf die Bedeutung des Hormons Oxytocin hin, das während der Schwangerschaft und nach der Geburt ansteigt und dazu beiträgt, eine starke Bindung zwischen Mutter und Baby herzustellen. Negative Ereignisse wie eine Notkaiserschnitt oder das Trennen von Mutter und Baby können jedoch die Freisetzung dieses wichtigen Hormons beeinträchtigen.

Positive Auswirkungen der Therapie

Nach der therapeutischen Intervention berichtete die Klientin von signifikanten Verbesserungen in ihrer Beziehung zu ihrem Sohn. Er zeigte mehr Interesse an Interaktionen mit ihr und reagierte positiver auf ihre Zuneigung. Dies zeigt die Wirksamkeit der verwendeten Therapiemethoden und unterstreicht die Notwendigkeit einer besseren Sensibilität und Unterstützung für Frauen während und nach der Geburt.

Schlussfolgerung

Phyllis Klaus’ Studie zeigt eindrucksvoll, dass Therapie eine wirksame Methode zur Bewältigung traumatischer Geburtserfahrungen und zur Förderung gesunder Mutter-Kind-Beziehungen sein kann. Es ist wichtig, dass mehr Ressourcen in die Unterstützung von Frauen investiert werden, die negative Geburtserfahrungen gemacht haben, und die Wichtigkeit der Rolle des Oxytocins bei der Bindung von Mutter und Kind anerkannt wird.

  1. Phyllis Klaus ist eine lizenzierte Psychotherapeutin und Sozialarbeiterin, die auf dem Gebiet der Traumatherapie und der pränatalen Bindung tätig ist. Sie war früher Fakultätsmitglied in der Abteilung für Familienpraxis und ist weltweit als renommierte Traumatherapeutin anerkannt. Darüber hinaus hat sie bei der Gründung von DONA International mitgewirkt und sich mit Themen wie pränataler Bindung, EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), EFT (Emotional Freedom Techniques) und der Prävention sowie Behandlung traumatischer Geburten befasst.
    Phyllis Klaus hat auch Bücher veröffentlicht, darunter “Das Wunder der ersten Lebenswochen” und “Der erste Bund fürs Leben: Bonding: Die gelungene Eltern-Kind-Beziehung“. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die psychische Gesundheit von Familien und die Bedeutung der Bindung in den frühen Lebensphasen. ↩︎
  2. Klaus, P. (2020). Case Report: Healing Trauma Associated with a Negative Birth Experience. Frontiers in Psychology, 11. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2020.581823 ↩︎
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Einblick in die Geburtspsychologie: Wesentliche Aspekte und Bedeutung für Eltern und Fachleute https://geburtshelden.de/einblick-in-die-geburtspsychologie-wesentliche-aspekte-und-bedeutung-fur-eltern-und-fachleute/ https://geburtshelden.de/einblick-in-die-geburtspsychologie-wesentliche-aspekte-und-bedeutung-fur-eltern-und-fachleute/#respond Tue, 31 Oct 2023 23:06:12 +0000 http://geburtshelden.de/?p=2388 Die Geburtspsychologie ist ein faszinierendes und komplexes Feld, das sich auf die emotionale Erfahrung von Schwangerschaft, Geburt und früher Elternschaft konzentriert. Dieser Leitfaden bietet einen umfassenden Überblick über das Feld und geht auf die feineren Details und Unterscheidungen innerhalb dieser wichtigen Disziplin ein.

Definition der Geburtspsychologie

Im Kern ist die Geburtspsychologie ein Bereich der Psychologie, der sich mit den psychologischen Aspekten und Auswirkungen von Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft auf Mütter, Väter und Kinder befasst. Im Gegensatz zur prä- und perinatalen Psychologie, die einen breiteren Fokus auf die gesamte Periode von der Empfängnis bis zum ersten Lebensjahr des Kindes hat, konzentriert sich die Geburtspsychologie spezifischer auf den Geburtsprozess selbst und seine unmittelbaren Auswirkungen.

Die Bedeutung der Geburtspsychologie

Die Geburt eines Kindes ist ein tiefgreifendes Ereignis, das sowohl physische als auch psychische Auswirkungen auf Mütter, Väter und Kinder hat. Es handelt sich um einen einmaligen Moment im Leben, der oft mit intensiven Emotionen und Veränderungen sowohl auf individueller als auch auf Beziehungsebene verbunden ist.

Die Geburtspsychologie trägt dazu bei, diese Erfahrungen besser zu verstehen und zu unterstützen, indem sie potenzielle Herausforderungen identifiziert und Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderungen entwickelt. Sie kann auch dazu beitragen, positive Erfahrungen während der Geburt zu fördern und mögliche psychische Probleme nach der Geburt zu verhindern oder zu behandeln.

Vorbereitung auf die Geburt aus psychologischer Sicht

Die psychologische Vorbereitung auf die Geburt ist ein wichtiger Aspekt der Geburtspsychologie. Dabei geht es nicht nur um die physische Vorbereitung auf die Geburt, sondern auch um die emotionale und mentale Vorbereitung.

Dies kann verschiedene Aspekte umfassen, wie z.B. die Bewältigung von Ängsten und Sorgen in Bezug auf die Geburt, das Erlernen von Entspannungs- und Atemtechniken zur Schmerzbewältigung, das Entwickeln eines positiven Mindsets in Bezug auf die Geburt und das Stärken des Selbstvertrauens in die eigene Fähigkeit zur Geburt.

Die Rolle der Bindung

Ein weiterer zentraler Aspekt der Geburtspsychologie ist die Bindung zwischen Eltern und Kind. Selbstverständlich beginnt der Bindungungsaufbau zwischen Mutter, Vater und Kind bereits in der Schwangerschaft, doch die Geburt hat in einer besonderen Weise Einfluss auf eine tiefe emotionale Verbindung zwischen den Eltern und ihrem Kind. Diese Bindung kann das Wohlbefinden des Kindes, seine Entwicklung und sein Verhalten im späteren Leben stark beeinflussen.

Geburtspsychologie und Elternschaft

Die Geburtspsychologie befasst sich auch mit den Auswirkungen der Geburt auf die Elternschaft. Die Geburt eines Kindes ist nicht nur ein körperliches Ereignis, sondern auch endgültig der Übergang in eine neue Rolle und Identität als Elternteil.

Der Geburtspsychologe

Geburtspsychologen sind spezialisierte Psychologen, die sich darauf konzentrieren, Frauen und ihre Familien während der Schwangerschaft und Geburt zu unterstützen. Sie können auch wichtige Unterstützung nach der Geburt bieten, insbesondere wenn es um die Bewältigung von Herausforderungen wie postnataler Depression oder Angstzuständen geht.

Geburtspsychologie und Geburtstrauma

Manchmal kann die Geburt zu einem traumatischen Erlebnis für Mütter, Väter oder Kinder werden. Geburtspsychologen können helfen, Symptome von Geburtstrauma zu erkennen und geeignete Unterstützung und Behandlung bereitzustellen.

Die Zukunft der Geburtspsychologie

Die Geburtspsychologie ist ein sich ständig weiterentwickelndes Feld. Mit zunehmendem Bewusstsein für die psychischen Auswirkungen der Geburt auf Mütter, Väter und Kinder dürfte die Bedeutung der Geburtspsychologie in den kommenden Jahren weiter zunehmen.

Fazit

Die Geburtspsychologie bietet wertvolle Einblicke in eines der grundlegendsten menschlichen Erlebnisse – die Geburt eines Kindes. Indem wir ein tieferes Verständnis für die psychologischen Aspekte dieses Prozesses entwickeln, können wir dazu beitragen, positive Geburtserfahrungen zu fördern und das Wohlbefinden von Müttern, Vätern und Kindern zu verbessern.

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Väter und peripartale psychische Erkrankungen: Das übersehene Elternteil? https://geburtshelden.de/vaeter-und-peripartale-psychische-erkrankungen-das-uebersehene-elternteil/ https://geburtshelden.de/vaeter-und-peripartale-psychische-erkrankungen-das-uebersehene-elternteil/#respond Wed, 20 Sep 2023 07:53:25 +0000 http://geburtshelden.de/?p=1779 Die Schwangerschaft und die Zeit nach der Geburt eines Kindes sind nicht nur für Mütter eine besondere Phase, sondern auch für Väter. Eine kürzlich veröffentlichte Studie mit dem Titel “Väter und peripartale psychische Erkrankungen: Das übersehene Elternteil?” von Susan Garthus-Niegel und Sarah Kittel-Schneider, veröffentlicht in der Ausgabe 9/2023 des Fachmagazins “Der Nervenarzt”, wirft ein Licht auf die psychische Gesundheit von Vätern in dieser wichtigen Lebensphase.

Väter sind nicht immun gegen psychische Erkrankungen

Eine der herausragenden Erkenntnisse dieser Studie ist, dass auch Väter während der Schwangerschaft ihrer Partnerin und nach der Geburt psychische Erkrankungen entwickeln können. Der Übergang zur Vaterrolle ist eine bedeutende Veränderung im Leben eines Mannes, und diese Veränderung kann erstmalig zu einer psychischen Erkrankung führen oder eine bereits bestehende Erkrankung auslösen.

Häufige psychische Erkrankungen bei Vätern

Die Studie zeigt, dass peripartale Angststörungen und Depressionen bei Vätern relativ häufig auftreten, mit einer Prävalenz von etwa 5%. Diese Erkrankungen können das Wohlbefinden und die Lebensqualität der betroffenen Väter erheblich beeinträchtigen.

Aber nicht nur Angst und Depression sind ein Thema. Die Studie hebt auch hervor, dass andere psychische Störungen wie Zwangserkrankungen, Traumata durch die Geburt, posttraumatische Belastungsstörungen, bipolare Störungen und sogar psychotische Episoden bei Vätern in der Peripartalzeit vorkommen können.

Auswirkungen auf die Kinder

Die psychische Gesundheit der Eltern spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden ihrer Kinder. Die Studie zeigt, dass psychische Erkrankungen des Vaters sich negativ auf die Kinder auswirken können. Dies unterstreicht die Bedeutung der frühkindlichen Entwicklung und des familiären Umfelds.

Fehlende Unterstützung und Forschungsbedarf

Trotz der Relevanz dieser Thematik gibt es bisher kaum spezifische Screenings, Präventionsmaßnahmen oder Behandlungsangebote für betroffene Väter. Die Studie hebt hervor, dass dringend mehr Forschung notwendig ist, um das Verständnis für psychische Erkrankungen bei Vätern rund um die Geburt eines Kindes zu vertiefen und effektive Maßnahmen zu entwickeln.

Abschließende Gedanken

Die psychische Gesundheit von Vätern in der Peripartalzeit sollte mehr Aufmerksamkeit erhalten, da Väter eine wichtige Rolle für ihre Partnerinnen und Kinder spielen. Es ist von großer Bedeutung, dass die Gesellschaft und das Gesundheitswesen dieses Thema ernst nehmen und die erforderlichen Ressourcen bereitstellen, um die psychische Gesundheit von Vätern zu unterstützen.

Die Studie verdeutlicht auch, dass eine ganzheitliche Familienperspektive in der Forschung von entscheidender Bedeutung ist, da die psychische Gesundheit beider Elternteile untrennbar miteinander verbunden ist. Es ist an der Zeit, das Bewusstsein für die Herausforderungen, denen Väter in der Peripartalzeit gegenüberstehen, zu schärfen und Lösungen zu entwickeln, um ihre psychische Gesundheit zu fördern und damit auch das Wohlbefinden ihrer Familien.

Quelle

Garthus-Niegel, S., Kittel-Schneider, S. Väter und peripartale psychische Erkrankungen: Das übersehene Elternteil?. Nervenarzt 94, 779–785 (2023). https://doi.org/10.1007/s00115-023-01508-1

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Väter und ihre psychischen Herausforderungen nach der Geburt https://geburtshelden.de/vater-und-ihre-psychischen-herausforderungen-nach-der-geburt/ https://geburtshelden.de/vater-und-ihre-psychischen-herausforderungen-nach-der-geburt/#respond Wed, 20 Sep 2023 06:36:46 +0000 http://geburtshelden.de/?p=1763 Die Geburt eines Kindes ist eines der größten Lebensereignisse für jedes Paar. Doch auch für Väter kann die Zeit nach der Geburt mit psychischen Belastungen einhergehen. In diesem Artikel werden wir besprechen, welche psychischen Probleme bei Vätern nach der Geburt auftreten können, welche Risikofaktoren dabei eine Rolle spielen, wie man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen kann und welche Schritte Väter selbst unternehmen können, um ihre psychische Gesundheit zu stärken.

Psychische Probleme bei Vätern nach der Geburt

Die häufigsten psychischen Probleme, mit denen Väter nach der Geburt konfrontiert sein können, sind postpartale Depressionen und postpartale Angststörungen.

Postpartale Depressionen bei Vätern

Postpartale Depressionen bei Vätern, auch als paternal postpartale Depression (PPD) bezeichnet, ähneln der Depression, die bei Müttern auftreten kann. Sie können sich durch folgende Symptome bemerkbar machen:

  • Depressive Verstimmung
  • Traurigkeit
  • Verlust des Interesses an Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben
  • Schuldgefühle
  • Ängste
  • Schlafstörungen
  • Appetitlosigkeit
  • Schwierigkeiten bei der Konzentration

Postpartale Angststörungen bei Vätern

Postpartale Angststörungen bei Vätern können sich durch folgende Symptome äußern:

  • Panikattacken
  • Zwangsgedanken und -handlungen
  • Phobien
  • Generalisierte Angststörung

Risikofaktoren für psychische Probleme nach der Geburt bei Vätern

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für psychische Probleme nach der Geburt bei Vätern erhöhen können. Dazu gehören:

Persönliche Faktoren:

  • Vorherige Erfahrungen mit psychischen Problemen
  • Alkohol- oder Drogenmissbrauch
  • Schwierigkeiten in der Partnerschaft
  • Übermäßiger Stress

Soziale Faktoren:

  • Schlechte finanzielle Situation
  • Mangelnde soziale Unterstützung
  • Übermäßige Arbeitsbelastung

Medizinische Faktoren:

  • Vorhandensein chronischer Erkrankungen
  • Schlafstörungen

Hilfe für Väter mit psychischen Problemen nach der Geburt

Wenn du als Vater mit psychischen Problemen zu kämpfen hast, ist es entscheidend, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Du kannst dich an deinen Hausarzt, einen Psychotherapeuten oder eine Beratungsstelle wenden.

Was Väter selbst tun können

Neben der professionellen Unterstützung gibt es auch Maßnahmen, die du selbst ergreifen kannst, um deine psychische Gesundheit zu stärken. Hier sind einige Tipps:

  • Sprich offen mit deiner Partnerin, deiner Familie oder deinen Freunden über deine Gefühle. Das Teilen von Emotionen kann eine enorme Entlastung sein.
  • Achte auf dein eigenes Wohlbefinden. Nimm dir Zeit für Entspannung und widme dich Aktivitäten, die dir Freude bereiten.
  • Suche nach Unterstützung. Es gibt zahlreiche Angebote für Väter, die mit psychischen Problemen kämpfen, wie Selbsthilfegruppen oder Online-Foren.

Zusammenfassung

Es ist wichtig, sich über mögliche psychische Probleme, Risikofaktoren und Unterstützungsmöglichkeiten nach der Geburt zu informieren. Wenn du als Vater betroffen bist, zögere nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Auswirkungen psychischer Probleme zu minimieren. Die psychische Gesundheit von dir als Vater ist auch entscheidend für das Wohlbefinden und die Gesundheit deiner Familie! Gemeinsam können wir dazu beitragen, die Herausforderungen besser zu verstehen und zu bewältigen.

Zusätzliche Informationen

  • Die Prävalenz psychischer Probleme nach der Geburt bei Vätern liegt zwischen 5 und 15 %.1
  • Die Symptome psychischer Probleme nach der Geburt bei Vätern können sich auf die Beziehung zum Kind, zur Partnerin und zur beruflichen Situation auswirken.
  • Frühzeitige Hilfe ist entscheidend, um die Folgen psychischer Probleme zu minimieren.

Tipps für Väter

Wenn du als Vater Unterstützung benötigst, solltest du Folgendes in Erwägung ziehen:

  • Offener Austausch mit deiner Partnerin, deiner Familie oder deinen Freunden über deine Gefühle. Emotionale Unterstützung von nahestehenden Personen kann den Weg zur professionellen Hilfe ebnen.
  • Suche nach einem Therapeuten oder einer Beraterin, mit der du deine Herausforderungen besprechen kannst. Ein erfahrener Therapeut kann dir helfen, deine Gefühle zu verstehen und Strategien zu entwickeln, um mit den Herausforderungen der Elternschaft umzugehen.
  • Beteilige dich an einer Selbsthilfegruppe für Väter. In solchen Gruppen kannst du dich mit anderen Vätern austauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
  • Informiere dich ausführlich über psychische Probleme nach der Geburt bei Vätern. Wissen ist Macht, und je mehr du darüber weißt, desto besser kannst du dich schützen.

Quellen

  1. Garthus-Niegel, S., & Kittel-Schneider, S. (2023). Väter und peripartale psychische Erkrankungen: Das übersehene Elternteil? Nervenarzt, 94(7), 779-785. https://doi.org/10.1007/s00115-023-01508-1
    In dieser Studie wurde eine Metaanalyse von 34 Studien durchgeführt, die die Prävalenz psychischer Probleme bei Vätern während der Schwangerschaft und nach der Geburt untersuchten. Die Studie fand, dass die Prävalenz von Depressionen bei Vätern zwischen 5 und 15 % liegt. Die Prävalenz von Angststörungen bei Vätern lag zwischen 3,4 und 25 %.
    McKay, T., & Milgrom, J. (2020). Paternal mental health in the perinatal period. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 59(1), 10-18. https://doi.org/10.1111/jan.14325
    Diese Studie ergab, dass die Prävalenz von Depressionen bei Vätern im ersten Jahr nach der Geburt 10,4 % beträgt. Die Prävalenz von Angststörungen bei Vätern lag bei 9,9 %. ↩︎
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Tabuthema Geburtstrauma: Warum viele nicht darüber sprechen, wie traumatisierend wirklich die Geburt war https://geburtshelden.de/tabuthema-geburtstrauma-warum-viele-nicht-darueber-sprechen-wie-traumatisierend-wirklich-die-geburt-war/ https://geburtshelden.de/tabuthema-geburtstrauma-warum-viele-nicht-darueber-sprechen-wie-traumatisierend-wirklich-die-geburt-war/#respond Fri, 01 Sep 2023 21:36:33 +0000 http://geburtshelden.de/?p=897 Viele Frauen empfinden die Geburt des Kindes als traumatisierend. Doch warum sprechen so wenige Frauen darüber und wie können sie besser unterstützt werden?

Sind Geburten einfach schmerzhaft und belastend?

Eines der Hauptprobleme ist, dass Frauen nach einer erlebten traumatischen Geburt oft davon ausgehen, dass Geburten einfach immer so belastend ablaufen, wie die Frauen diese erlebt haben. In den Kliniken und Medien wird oft ein Bild vermittelt, dass die Geburt als einen zwar “normalen” und “natürlichen”, wenn auch schmerzhaften Vorgang darstellt. Doch was tatsächlich normal oder natürlich ist, lässt sich verschieden definieren:

Belastendes Geburtserlebnis, obwohl die Geburt “ganz normal” war?

Wenn eine Frau in der Klinik ihre Geburtserfahrungen schildert, wird häufig nicht darauf eingegangen. Die Kliniken sind oft unterbesetzt und haben einen Mangel an Ressourcen und Personal. Das führt dazu, dass Frauen nach der Geburt denken, dass sie falsch liegen und die Geburt vielleicht doch ganz normal war. Aber nicht alle Geburten verlaufen laut meiner Definition “normal” oder “natürlich”: Viele Frauen liegen mit ihren Gefühlen richtig, dass die Geburt nicht schön gewesen ist und unnötigerweise durch Interventionen gestört worden ist. Doch diese Gefühle werden zu häufig belächelt und zurückgewiesen.

Schuld und Scham nach einem traumatischen Geburtserlebnisses

Das macht die Hürde enorm groß, sich jemandem mitzuteilen. Frauen, die nach einer traumatischen Geburt an Schuld- oder Schamgefühlen leiden, sprechen oft nicht darüber. Sie denken, dass sie die Einzigen sind, die so fühlen, und dass es falsch ist, so zu denken. Eine traumatische Geburt kann auch dazu führen, dass Frauen nicht die Mutterliebe und das Mutterglück spüren, die sie erwartet hatten. Sie sind tief verzweifelt und überwältigt, und das ganze Nervensystem ist damit beschäftigt, zu verstehen, was ihnen passiert ist. Wenn eine Frau nicht bei sich ist, kann sie keine Bindung zu ihrem Kind aufbauen.

Versagen, wenn man sein Kind nicht von Beginn an lieben kann?

Das ist ein weiteres aus einer traumatischen Geburt resultierendes Tabuthema, das oft nicht einmal mit dem Partner besprochen wird: Frauen haben oft das Gefühl, dass sie ihr Kind lieben müssen, und wenn sie das nicht tun, dass sie dann versagen und eine schlechte Mutter sind. Das Umfeld unterstützt Frauen oft nicht dabei, über ihre Erfahrungen zu sprechen und zu verstehen, was sie durchgemacht haben. Die Frauen werden oft darauf hingewiesen, dass sie und ihr Kind doch “gesund” seien und dass nun alles vorbei sei. Aber der Schein nach Außen trügt häufig: “Mutter und Kind sind wohlauf!” beschreibt häufig nur die körperliche Komponente. Ja, überlebt haben sie, um aber wirklich glücklich und gesund zu sein, ist das ist nicht genug!

Es ist wichtig, dass Frauen über ihre Erfahrungen sprechen und verstehen, dass sie nicht allein sind. Frauen sollten wissen, dass es normal ist, sich nach einer traumatischen Geburt so zu fühlen. Es gibt viele Unterstützungsangebote und Beratungsstellen, die Frauen helfen können, ihre Erfahrungen zu verarbeiten. Frauen sollten verstehen, dass eine traumatische Geburt keine Schuld ist und dass sie nicht versagen.

Das Umfeld muss Frauen besser unterstützen, um das Schweigen zu brechen.
Es ist wichtig, dass die Menschen, die die Frauen umgeben, verstehen, was sie durchgemacht haben, und dass sie ihnen zuhören und helfen, zu verstehen, was sie durchgemacht haben. Das bedeutet, dass Frauen ihre Erfahrungen mit Familie, Freunden und Ärzten teilen sollten.

Insgesamt ist es wichtig, dass Frauen verstehen, dass sie nicht allein sind und dass es Hilfe gibt. Eine traumatische Geburt kann ein einschneidendes Ereignis sein, aber es ist wichtig zu wissen, dass es Wege gibt, um damit umzugehen und Hilfe zu finden.

Es ist an der Zeit, das Tabu zu brechen

Hast du eine traumatische Geburt erlebt, solltest du diese Erfahrung nicht verdrängen, sondern dir Hilfe suchen und dich mit anderen Frauen austauschen. Es gibt auch spezialisierte Therapeutinnen und Therapeuten, die Frauen und Paaren bei der Verarbeitung ihrer Erfahrungen unterstützen können.

Sensibilisierung und Aufklärung

Es ist auch von großer Bedeutung, dass das Thema in der Öffentlichkeit stärker diskutiert wird. Daher setzten wir uns für eine Sensibilisierung und Aufklärung über die möglichen Folgen einer traumatischen Geburt und wie Frauen unterstützt werden können, ein.

Notwendige Veränderungen in der Geburtskultur Deutschlands

Eine offene Diskussion kann dazu beitragen, dass Frauen sich besser verstanden fühlen und sich nicht mehr alleingelassen fühlen.

Insgesamt muss die Geburtskultur in Deutschland sich verändern, damit Frauen sich sicher und selbstbestimmt fühlen können. Dazu gehört auch eine bessere Ausstattung von Kliniken und eine ausreichende Personalbesetzung, um auf die individuellen Bedürfnisse der Frauen eingehen zu können. Die Geburt sollte als etwas Besonderes und Einzigartiges betrachtet werden, bei dem Frauen sensibel und respektvoll behandelt und unterstützt werden.

Das Schweigen über traumatische Geburten brechen

Abschließend lässt sich sagen, dass es an der Zeit ist, das Schweigen über traumatische Geburten zu brechen und Frauen dabei zu unterstützen, ihre Erfahrungen zu verarbeiten und sich auf dem Weg der Heilung zu befinden. Frauen sollten sich nicht schuldig oder allein fühlen, sondern wissen, dass es Unterstützung gibt und dass es möglich ist, sich von einer traumatischen Geburt zu erholen.

Unterstützung für Frauen bei der Verarbeitung von Geburtstraumata

Solltest du dir Unterstützung zur Bewältigung deiner traumatischen Geburtserfahrung oder zur Geburtsvorbereitung nach einem traumatischen Geburtserlebnisses wünschen, kannst du mich gerne direkt kontaktieren:
(Für Fachpersonen bieten wir auch eine “Fachfortbildung Geburtstrauma” an.)

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Für eine respektvolle und beziehungsorientierte Begleitung der Schwangeren und Gebärenden https://geburtshelden.de/fuer-eine-respektvolle-und-beziehungsorientierte-begleitung-der-schwangeren-und-gebaerenden/ https://geburtshelden.de/fuer-eine-respektvolle-und-beziehungsorientierte-begleitung-der-schwangeren-und-gebaerenden/#respond Thu, 10 Jun 2021 08:37:00 +0000 https://geburtshelden.de/?p=11527 Die Bedeutung der Prä- und Perinatalen Psychologie und Medizin

Die Prä- und Perinatale Psychologie und Medizin widmet sich seit über 50 Jahren der wissenschaftlichen Erforschung der frühesten menschlichen Lebensphase. Im Rahmen der Forschungsarbeit konnte herausgefunden werden, dass die frühe Mutter-Kind- Beziehung sowie die Dreieinheit mit dem Vater von großer psychosozialer Bedeutung für die werdende Familie sind. Die Zeit im Mutterbauch ist sogar so nachhaltig prägend, dass sie lebenslange positive wie negative Auswirkungen haben kann. Aus diesem Grund gilt es die heutige Geburtskultur zu verbessern und die seelischen und körperlichen Bedürfnisse des ungeborenen Kindes stets zu achten. Für all diejenigen, die dies leider nicht so erlebt haben wurde letztes Jahr das „Hilfetelefon – nach schwieriger Geburt“ realisiert in Zusammenarbeit mit dem Elternverein Mother Hood e.V., Fachleute bieten ehrenamtlich Telefongespräche an.

Historischer Rückblick: Die Bewegung der natürlichen Geburt

Nachdem die Bewegung der „Natürlichen Geburt“ in den 1980er Jahren bezüglich einer achtsamen und respektvollen Begleitung der Frau, des Babys und des Vaters positive Änderungen in den Kreißsälen bewirkt hatte, gab es in 2020 starke Einbrüche und zum Teil traumatisierende Regelungen in den Kliniken mit einhergehenden Besuchsverboten oder fehlender Geburtsbegleitung durch den Partner.

Heute gehört es wieder zur Vorbereitung auf die Geburt, sich zu erkundigen, ob der Vater von Beginn an bei der Geburt im Krankenhaus dabei sein kann und wie die Besuchsregelungen auf den Wöchnerinnen- und Kinderstationen sind.

Herausforderungen in der Geburtshilfe heute

Die Trennung von Mutter und Vater ist ein erheblicher Risikofaktor, der Komplikationen bzw. einen schweren Geburtsverlauf initiieren kann, da der Partner als mental und emotionale Unterstützung fehlt. Diese Ausgrenzung der Väter erhöht das Gesundheitsrisiko anstatt wie begründet eine gesundheitliche Sicherheit zu fördern.

Es ist daher wichtiger denn je, das Selbstvertrauen und die Selbstwahrnehmung der Frau zu sich, ihrem Körper und ihrem Baby zu unterstützen und zu stärken. Vor allem das Konzept “Bindung von Anfang an” hat zahlreiche positive Effekte auf Mutter und Kind.

Das Ungeborene nimmt von Beginn an wahr und so können die Eltern vom ersten Moment an mit ihrem Baby auf ihre Weise kommunizieren.

Die Frau geht mit mehr Selbstvertrauen in die Geburt und die Geburten verlaufen selbstbestimmter. Nicht zuletzt bietet eine sichere Bindung für das Kind einen psychischen Schutz in schwierigen Lebenslagen.

Hier eine kleine (Ver-)Bindungsübung:

Den Bindungs-Faden kannst du schon jetzt, in der Schwangerschaft spinnen, indem du dir täglich Zeit für das Baby nimmst. Geh in den inneren Kontakt und öffne deinen Kommunikationskanal in beide Richtungen, d. h. die Mutter verbindet sich mit ihrem Herzen und spricht mit dem Ungeborenen und ist offen für seine Signale und Botschaften. Die Kommunikation kann über Bilder, Gedanken und Gefühlen stattfinden. Stell dir zum Abschluss eines solchen Kontaktes vor, wie ein Liebesfaden, der unendlich dehnbar ist, dein Herz mit dem Herzen deines Babys verbindet. Mit der Hand auf dem Bauch kannst du ebenfalls deine Präsenz zeigen. Auch der Vater ist zur Kontaktaufnahme eingeladen. Dies erleichtert den Übergang zur Elternschaft.

Über die Autorinnen

Kola B. Brönner, Vorstandsmitglied der internationalen Gesellschaft für Prä- und Perinatale Psychologie und Medizin (ISPPM e.V.)

Anabel Galster, Geburtspsychologin und Mitglied ISPPM e.V., www.isppm.ngo

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Schwangerschaft & Geburten in Zeiten von Corona | Eine psychologische Stellungnahme https://geburtshelden.de/schwangerschaft-geburten-in-zeiten-von-corona-eine-psychologische-stellungnahme-2/ https://geburtshelden.de/schwangerschaft-geburten-in-zeiten-von-corona-eine-psychologische-stellungnahme-2/#respond Fri, 17 Apr 2020 14:46:00 +0000 https://geburtshelden.de/?p=12230

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Stellungnahme zum Verbot von Vätern im Kreißsaal https://geburtshelden.de/stellungnahme-zum-verbot-von-vaetern-im-kreisssaal/ https://geburtshelden.de/stellungnahme-zum-verbot-von-vaetern-im-kreisssaal/#respond Tue, 07 Apr 2020 14:53:00 +0000 https://geburtshelden.de/?p=12234 Die seelische und psychische Gesundheit sollte bei der Entscheidung, ob der Partner mit zur Geburt darf genauso Gewicht haben, wie die körperliche Gesundheit. 

Natürlich muss gewährleistet sein, dass das geburtshilfliche Team kein Risiko eingeht und sich durch Ansteckung der Hebammen-Mangel im Kreißsaal noch verschlimmert. Andererseits lässt sich jedoch wohl kaum annehmen, dass sich der schon vorher vorhandene Hebammen-Mangel durch die Corona-Situation verbessert hat. Geburten lassen sich nicht aufschieben.

Daher frage ich mich, wer begleitet denn nun die Frauen, die ohne Partner und ohne Geburtsbegleitung im Kreißsaal sind? Wer übernimmt die Rolle der Vertrauensperson? Wenn Frauen sich schon vor Corona alleingelassen und hilflos in der Geburt gefühlt haben, wie ist es dann jetzt in Kliniken, die keine Begleitung durch den Partner oder eine andere Vertrauensperson mehr erlauben? Gibt es hier nun mehr Seelsorger oder Hebammen, die diesen wichtigen Part übernehmen? Ich fürchte nicht.

Diese Verordnung wird zu mehr Schwierigkeiten und Problemen als Nutzen führen. Denn die Babys werden geboren, egal wie. Es ist aber nicht egal wie wir geboren werden. Klar ist es wichtig, dass sie die Geburt “überleben”. Doch was nützt es körperlich “gesund” zu sein, wenn man keine Lebensfreude hat? Die seelischen Schmerzen können ebenfalls unerträglich sein.

Alles was Mutter und Kind für eine leichte und freudvolle Geburt brauchen, ist das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Dann können sie loslassen und sich dem transformierenden Prozess der Geburt voll hingeben. Eine Frau braucht zum gebären die selbe Atmosphäre, wie in der Liebesnacht, in der das Baby entstand. All das, was dazu beigetragen hat, dass sie sich dort fallen lassen konnte, braucht sie nun wieder für die Geburt. Dass der Partner hier eine hilfreiche Stütze sein kann, liegt auf der Hand. Oft reicht schon seine Anwesenheit, damit die Frau das nötige Vertrauen hat, die Geburtsreise zu vollbringen. Durch meine Begleitung von Paaren in der Folgeschwangerschaft nach traumatischen Geburten weiß ich, wie wichtig das Erlebte für die ganze Familie ist. Ja, Geburtstrauma war schon ein großes Thema vor diesen Verordnungen durch Corona. Meine Befürchtung ist jedoch, dass nun solche Situationen provoziert werden, ohne dass sich das wirklich rechtfertigen lässt. Denn die Folgen für die Familie nach emotional belastenden oder gar traumatischen Geburten sind enorm. Angefangen von Stillproblemen, unsicherer Bindung zum Kind, was Auswirkungen für sein gesamtes Leben bedeutet, Paarprobleme, gestörte Sexualität, soziale Isolation, gestörter Bezug zum eigenen weiblichen Körper bis hin zur Arbeitsunfähigkeit auch Jahre später u.v.m. 

Ich weiß, dass ich nicht die einzige Quelle bin, die diesen Standpunkt vertritt. Es ist mir wichtig, an dieser Stelle nochmal den psychologischen Nutzen der Begleitung durch den Partner herausstellen und welche Probleme geschaffen werden, wenn diesem die Teilhabe an diesem besonderen Moment verwehrt wird. 

Durch die Kenntnis über das Angst-Verspannungs-Schmerz-Syndrom ist davon auszugehen, dass Frauen, die nun in dieser Situation ein Kind gebären sollen, noch weniger eigene Schmerzmanagement-Kompetenzen haben als gewöhnlich. Dadurch werden vermehrt Interventionen notwendig werden, was schon alleine durch die fehlende Begleitung verursacht wird. Ganz schnell befinden sich die Gebärenden dann in einer Interventionsspirale, die sich negativ auf den natürlichen Geburtsverlauf auswirkt und nicht selten im Kaiserschnitt endet. Und selbst wenn es nach zahlreichen Interventionen zu einer vaginalen Geburt kommt, wird das Geburtserleben maßgeblich beeinflusst. 

Wo wir nun über all dieses Wissen verfügen und es jedem völlig klar ist, dass Geburt und Tod ganz viel mit mentalen und psychischen Komponenten zusammenhängen, muss auch in einer Krise, wie sie durch den Corona-Virus verursacht wurde, möglich sein, dass jedes Kind in Würde geboren werden kann. Denn die Auswirkungen betreffen nicht nur die einzelnen Familien, sondern auch uns als Gesellschaft. Geburtsarbeit ist prägend für die Gesellschaft. Denn so wie wir geboren werden, in Liebe und Geborgenheit oder in Angst und Stress, ist unser erster Eindruck von dieser neuen Welt. Eine sichere Bindung von Anfang an legt das Fundament für das weitere Leben dieses neuen Erdenbürgers. Frauen nicht so gebären zu lassen, wie es für jede einzelne am optimalsten ist, ist lebensfremd. 

Es muss alles dafür getan werden und sei es durch noch mehr Vorsichtsmaßnahmen, dass Frauen mit der Person an ihrer Seite gebären können, die sie bei der Geburt brauchen. Es gibt zum Glück genug Kliniken, die eine Lösung dafür gefunden haben. Und es gibt zahlreiche Hebammen und Ärzte, die eine solche Verordnung nicht unterstützen. Weil sie um die Wichtigkeit des Geburtserleben wissen. 

Und bezüglich des Gesundheitssystems, das überlastet werden könnte: wenn wir durch die Verordnungen aufgrund von Corona bei der Geburt, durch ansteigende häusliche Gewalt oder Verschlechterung psychischer Erkrankungen zu einem erhöhten Bedarf an psychotherapeutischer Behandlung führen, kann auch dies mit Sicherheit irgendwann nicht mehr adäquat abgedeckt werden. Die Wartelisten bei Psychotherapeuten und Traumatherapeuten sind jetzt schon viel zu lang. Um aber eine Chronifizierung einer Traumafolgestörung zu verhindern, bedarf es einer schnellen Intervention. Umso schneller Mutter und Kind Unterstützung bei der Bewältigung der Geburtserfahrung erhalten, desto geringer ist das Risiko, dass sie eine ausgeprägte Traumafolgestörung entwickeln. 

All diese Faktoren sollten bei der Entscheidung zum Umgang mit der Corona-Prophylaxe beachtet werden. 

Es ist nicht egal, wie wir geboren werden! Seelische Unversehrtheit ist genauso wichtig, wie die körperliche Unversehrtheit! Geburt ist nicht irgendein Vorgang, den man kontrollieren oder nach äußerlichen Dingen beeinflussen kann. Durch die Geburt wird die Frau zur Mutter, der Mann zum Vater und das Kind bewältigt den ersten großen Übergang in seinem Leben. Und wie wir Übergänge gestalten, beeinflusst unser ganzes Leben! 

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Das Geburtstrauma: „Es war eine schwere Geburt“ – und jetzt? https://geburtshelden.de/das-geburtstrauma-es-war-eine-schwere-geburt-und-jetzt/ https://geburtshelden.de/das-geburtstrauma-es-war-eine-schwere-geburt-und-jetzt/#respond Sat, 06 Jan 2018 20:56:00 +0000 http://geburtshelden.de/?p=2397 Das Geburtstrauma: Nicht immer erleben Frauen – aus den unterschiedlichsten Gründen – ihre Traumgeburt. Oft wird angenommen, dass nur ein Not-Kaiserschnitt als belastend oder gar traumatisch erlebt werden kann und ein Geburtstrauma zur Folge hat. Dabei wird völlig das individuelle Erleben unterschätzt. Denn bei einem Geburtstrauma oder überhaupt wie eine Geburt erlebt wird, geht es niemals darum, wie es für Außenstehende gewirkt hat. Es zählt einzig und allein wie Mutter und Kind die Geburt erlebt haben. So kann auch für manche Frauen, eine für die Geburtshelfer völlig „normal“ verlaufende Geburt als belastend oder negativ erlebt werden. Es soll nun das Trauma, seine Auswirkung und Bewältigungsmöglichkeiten beleuchtet werden.

Was ist ein „Trauma“

Ein Trauma (griech. „Wunde“) ist eine tiefgehende Verletzung der Seele, nach einem überwältigenden Ereignis. Entscheidend bei einem Trauma ist das Erleben der Person. Wenn sie sich in der Situation ausgeliefert, ohnmächtig und ohne Bewältigungsmöglichkeiten gefühlt hat, kann das Erlebte schwerer integriert werden und ein Trauma entsteht. Das Kampf- oder Fluchtsystem konnte nicht wirken und der Körper schüttete enorm viele Stresshormone aus. Daher sind die Folgen nicht nur seelisch, sondern auch körperlich verankert. Das gilt für jedes Trauma – besonders auch für Geburtstraumata.

Man unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Trauma.

Zum einen gibt es von Menschen zugefügte Traumata (durch Unfälle, Angriffe, andauernde, sich wiederholende Ereignisse). Dazu zählen:

  • Autounfälle, Gewalt, Missbrauch, Entführung, Mobbing, Drohungen, Verlust einer nahen Bezugsperson, Sekundärtraumatisierungen (Gewalt mit ansehen; nicht helfen zu können usw.) und vieles mehr.

Zum anderen gibt es die Traumata, die ohne menschliches Zutun passieren. Dazu gehören:

  • Naturkatastrophen, Unfälle, schwere eigene Geburt, Geburtstraumata, Todgeburt, plötzlicher Kindstod, Krankheiten, Lebensumstände (Armut usw.) und vieles mehr.

Außerdem gibt es noch die Kollektiv-Traumata, die gleich mehreren Menschen gleichzeitig wiederfahren:

  • Naturkatastrophen, aber auch Diktaturen, Massenmord, Terroranschläge, Krieg und vieles mehr.

Wichtig dabei ist es zu verstehen, dass ein Trauma, im Grunde ein Schutzmechanismus unseres Körpers und Geistes ist, um unser Überleben in einer absoluten Ausnahmesituation zu garantieren. Für diesen Moment ist es also lebensnotwendig. Doch dann muss das Trauma in Körper und Seele aufgelöst werden. Zumal ein (Geburts-)Trauma transgenerativ weitervererbt werden kann.

Symptome des Geburtstraumas

Es gibt einige Symptome, die sehr typisch sind und oft nach traumatischen Ereignissen auftreten.

  • Flashbacks sind Momente, in denen ungewollt und unkontrolliert Erinnerungen in Form von Bildern, Gerüchen oder Gefühlen vom Geschehenen auftauchen. Oft werden diese von einem Schlüsselreiz (sog. Trigger) ausgelöst, der an die Situation erinnert.
  • Menschen mit einem Trauma vermeiden oft Orte, Dinge, Personen und Gedanken, die mit der Situation zu tun haben. Das kann so weit führen, dass sie sich an das Geschehene nur in Bruchstücken oder gar nicht erinnern können und es daher auch nicht alleine integriert werden kann.
  • Schlafstörung, Konzentrationsschwäche und emotionelle Taubheit sind weitere Erscheinungen, die zum Leiden der Betroffenen beitragen.
  • Außerdem können aus einem Geburtstrauma weitere psychische Erkrankungen entstehen. Darunter fällt am häufigsten die Posttraumatische Belastungsstörungen. Sie wird diagnostiziert, wenn die genannten Symptome mehr als vier Wochen anhalten und sich chronifizieren. Auch auftreten können unter anderem Anpassungsstörungen, Angst- und Zwangserkrankungen.

Dies verdeutlicht, wie wichtig die Aufarbeitung einer traumatischen Erfahrung für das gesamte weitere Leben ist!

Eine “schwere Geburt” oder ein “Geburtstrauma”?

Bei einer Geburt kann, wie bei jeder der genannten Situationen auch, nur die Frau am Ende sagen, ob es für sie zwar ein schwieriges, aber bewältigbares Ereignis war oder ob all ihre Ressourcen aufgebraucht wurden. Vielleicht lässt sich dies nicht immer direkt nach einer Geburt einordnen. Doch wenn eine Mama auch nur einige der oben genannten Symptome bei sich feststellt, ist dies ein Zeichen, dass sie evtl. stärker belastet war, als sie es gerne gehabt hätte.

Da die Mutter nach einer solchen Geburtserfahrung erst mal mit der Bewältigung dieser beschäftigt ist, kann dies unter Umständen auch die Mutter-Kind-Bindung beeinträchtigen. Die so oft beschriebene „Mutterliebe“ stellt sich vielleicht nicht sofort ein, was leider noch ein absolutes Tabuthema ist und die betroffenen Mütter sich gar nicht erst trauen dies mitzuteilen. Dazu stellen sich dann oft noch Schuld- und/oder Versagensgefühle ein, welche die Situation zudem verschlimmern.  

Es gehören viele Faktoren dazu, wann eine Mutter von einer schweren oder von einer traumatischen Geburt (Geburtstrauma) spricht. Einer davon ist mit Sicherheit die eigene Geschichte, die jede Frau auch mit zur Geburt bringt (lese hierzu meinen Blogartikel: „Mit dem Lebensrucksack durch die Schwangerschaft“). Je nachdem ist sie „traumasensibel“ oder hat entsprechende „Resilienzfaktoren“, die für eine gute Verarbeitung der Erfahrung sorgen.

Jede Frau sollte in ihrem individuellem Erleben gehört und ernst genommen werden. Das ist das wichtigste, was man als betreuendes Personal, aber auch im direkten familiären Umfeld im Blick haben sollte.

Was du tun kannst, um ein Geburtstrauma zu verarbeiten

  • Zuallererst ist es wichtig, die Trauer und den Schmerz anzuerkennen und nicht den „Deckel drauf“ zu machen und zu versuchen, das Geburtstrauma einfach zu ignorieren, weil alle anderen sagen, dass es doch gut ist. „Hauptsache alle sind gesund“ mag körperlich richtig sein. Doch das Gleiche gilt auch für erlittene seelische Verletzungen, die vielleicht noch heilen müssen.
  • Erlaube dir und eventuell deinem Baby den Schmerz zu beweinen und eurer Trauer über das Geburtstrauma Ausdruck zu verleihen.
  • Fühle dich niemals dazu gedrängt, jemanden das Erlebnis deiner traumatischen Geburt zu schildern! Öffne dich nur, wenn du dich sicher, geborgen und verstanden fühlst. Unsensible Stimmen können sich dann wie Stiche in die Wunde anfühlen.
  • Deine Gefühle aufzuschreiben und auch das traumatische Geburtserlebnis zu verschriftlichen kann helfen ungute Gefühle loszulassen und die Erinnerungen zu sortieren. Vielleicht sogar auf einen Zettel, den man dann beim Verbrennen beobachtet, um das Geburtstrauma etwas zu lindern.
  • Wenn dann noch Lücken bleiben, kann ein Nachgespräch über die traumatische Geburt mit jemandem aus dem geburtshilflichen Team helfen, zu verstehen, wann und warum welche Maßnahmen eingesetzt wurden. Es ist auch möglich, das Geburtsprotokoll anzufordern und einzusehen.
  • Bei großer Wut und Enttäuschung über die betreuenden Personen kann es sinnvoll sein, einen Brief an diese zu schreiben. Schildere darin dein persönliches Erleben und deine Gefühle. Entscheide erst später, ob du den Brief an die entsprechende Person oder Einrichtung abschicken möchtest. Schon das Schreiben ist Teil des Heilungsprozesses eines Geburtstraumas.
  • Knüpfe mit deinem Kind wieder da an, wo ihr beide in der Schwangerschaft schon mal wart: in einer tiefen und innigen Verbindung. Dafür bietet sich das Bondingbad nach Brigitte Meissner an. Hier kann die Bindung nach einer traumatischen Geburt wieder aufgebaut und das verpasste Bonding nachgeholt werden. Es wird der direkte Moment nach der traumatischen Geburt nachempfunden. Bade das Baby dafür (am besten im Badeeimer neben dem Bett) erst im schönen warmen Wasser (wie im Fruchtwasser). Anschließend wird das Baby direkt auf die nackte Brust der Mutter gelegt. Beide werden mit Handtuch und Decke zugedeckt. So, wie es nach einer Geburt ohne Störungen stattfinden würde. Und dann heißt es kuscheln, kuscheln, kuscheln!
  • Sorge für gaaaaaaaaaaanz viel nackten (!) Körperkontakt zwischen dir und dem Baby! Nichts fördert die Bindung im Nachhinein so, wie purer Körperkontakt und ganz viel Kuschelzeit. Mama, Baby (und Papa) schütten ganz viel Oxytocin, das Kuschelhormon (oder auch Liebeshormon), bei Haut-auf-Haut-Kontakt aus.
  • Verstehe und nutze das Wochenbett auch als WOCHENBETT. Das gilt IMMER, doch im Besonderen nach schwierigen oder traumatischen Geburten. Gönnt euch die Ruhe und Kennenlernzeit! Habe kein schlechtes Gewissen, wenn du Besucher nach Hause schickst oder auf einen unbestimmten Termin verschiebst. Denn es gibt jetzt nichts Anderes und Wichtigeres zu tun, als dich und dein Kind ankommen zu lassen und das Geschehene zu verarbeiten, damit keine bleibenden „Schäden“ entstehen.
  • Bei Bedarf: hol dir Hilfe! Akzeptiere es nicht, wenn keine Besserung eintritt, glaube nicht, dass du „da durch“ musst und ein Geburtstrauma einfach wieder verschwindet. Die erste Zeit nach einer traumatischen Geburt ist so wichtig für euch und die Heilung kann ganz frisch starten. Es gibt mittlerweile vielfältige Hilfsangebote bei Geburtstraumata, sodass Jede das passende für sich finden kann. In der Emotionellen Ersten Hilfe (EEH; in der ich auch die Ausbildung schon zum Teil abgeschlossen habe), wird mit Gesprächstechniken, aber vor allem auf der körpertherapeutischen Ebene den Babys und auch deren Müttern nach schweren Geburten und bei Geburtstraumata geholfen.

Fazit:

“Was für einen ein Trauma, ist für einen anderen ein schlechter Tag!”

Das Erleben jeder einzelnen Frau (und das gleiche gilt für die Babys) ist entscheidend dafür, wie sie die traumatische Geburt verarbeitet. Das lässt sich niemals auf alle Frauen übertragen.

Bei jedem Trauma oder daraus erfolgten psychischen Erkrankungen ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu holen, da diese auch transgenerativ weitervererbt werden können. Das gilt besonders auch für das Geburtstrauma.

Ich wünsche jeder Frau unter der Geburt Begleiter, die bindungsorientiert und traumasensiblen handeln, um so viele Faktoren wie möglich für ein „schlechtes“ Erleben der Geburt auszuschließen. Bei einem solchen Umgang mit Mutter und Kind können die entstandenen Folgen auch viel leichter erspürt werden.

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