Auf dem Weg zur Traumgeburt: Wie Frauen nach geburtstraumatischen Erfahrungen gestärkt in die nächste Schwangerschaft gehen können

Eine schwierige, traumatische Geburt kann für viele Frauen eine enorme psychische Belastung bedeuten. Die Schmerzen, Ängste und Gefühle der Hilflosigkeit hinterlassen oftmals nicht nur physische Narben, die noch lange nach der Geburt spürbar sind. Doch es gibt Wege, diese Erfahrungen aufzuarbeiten und gestärkt in die nächste Schwangerschaft zu gehen. Als Geburtspsychologin begleite ich Frauen auf diesem Weg und habe meine Erkenntnisse kürzlich im Rahmen des Online-Summits “Birth R-Evolution” mit Kristina Rumpel geteilt. Die Aufzeichnung des Interviews wird bald für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer freigeschaltet. In diesem Blogbeitrag fasse ich die wichtigsten Punkte zusammen.

Vom Kontrollverlust zur Selbstermächtigung

Eine der häufigsten Herausforderungen für Frauen nach einer traumatischen Geburt ist der Umgang mit Gefühlen des Kontrollverlusts. Perfektionistisch veranlagte Frauen, die gerne alles im Griff haben möchten, leiden oft besonders unter der Tatsache, dass sie ihren Körper und die Abläufe während der Geburt nicht vollständig steuern können. Hinzu kommen möglicherweise ungünstige Umstände in der Klinik, wo das Personal überfordert wirkt und unzureichend auf die individuellen Bedürfnisse der Gebärenden eingeht.

In solchen Fällen ist es wichtig, mit den Frauen an ihrer Fähigkeit zur Selbstermächtigung zu arbeiten. Sie müssen erkennen, dass sie sehr wohl Wahlmöglichkeiten und Gestaltungsspielraum haben – angefangen bei der Wahl des Geburtsortes über die Formulierung ihrer Wünsche und Bedürfnisse gegenüber dem Klinikpersonal bis hin zur Einbindung einer Hebamme oder Doula als kompetente Geburtshelferin. Wenn Frauen in ihrer Selbstbestimmung bestärkt werden, können sie die nächste Geburt als selbstermächtigende Erfahrung erleben.

Die Suche nach dem passenden Geburtsort

Ein zentraler Aspekt auf dem Weg zur Traumgeburt ist die Wahl des richtigen Geburtsortes. Viele Frauen entscheiden sich nach einer negativen Erfahrung in der Klinik bewusst für eine außerklinische Geburt, sei es im Geburtshaus oder bei einer Hausgeburt. Die Motivation ist groß, dieses Mal einen Ort zu finden, an dem man sich verstanden und respektiert fühlt. Nicht selten wird der Faktor “Sicherheit” dabei zunächst vernachlässigt. Hier ist es meine Aufgabe, ausgewogen aufzuklären und gemeinsam mit der Frau Chancen und Risiken abzuwägen.

Für Frauen mit Vorerkrankungen oder besonderen gesundheitlichen Bedingungen kann eine Klinik durchaus die bessere Wahl sein – vorausgesetzt, es handelt sich um ein Haus, das einen hebammengeleiteten Kreißsaal anbietet und generell eine Haltung vertritt, die der natürlichen Geburt den Vorrang gibt. Solche Zwischenwege ermöglichen häufig die gewünschte ruhige und respektvolle Atmosphäre, ohne das Sicherheitsbedürfnis der werdenden Eltern zu vernachlässigen.

Alte Wunden und die Kraft der Aufarbeitung

In vielen Fällen haben traumatische Geburtserfahrungen ihre Wurzeln jedoch tiefer in der eigenen Biografie der Frau. Nicht selten finden sich in der Vorgeschichte selbst erlittene Übergriffe, Vernachlässigung oder andere Formen von Traumata. Diese “Entwicklungstraumata” (ein Begriff von Dami Charf) machen die Frau anfällig dafür, sich in ähnliche Situationen zu begeben – in der Klinik kann es so zu einer Retraumatisierung kommen.

Durch eine gezielte Aufarbeitung dieser tiefer liegenden Themen mit psychotherapeutischen Methoden können die Frauen viele Blockaden lösen und ihre Resilienz stärken. Eine große Rolle spielt dabei, die eigenen Bedürfnisse bewusst wahrzunehmen und wertzuschätzen. Viele Frauen haben im Laufe ihres Lebens gelernt, sich selbst zurückzustellen und äußeren Autoritäten wie Ärzten blind zu vertrauen – eine Haltung, die sich in Geburtssituationen oft als hinderlich erweist. Die Aufarbeitungsphase ermöglicht es, Schritt für Schritt zu mehr Selbstvertrauen, Klarheit über die persönlichen Grenzen und einer achtsamen Ablehnung übergriffiger Handlungen zu finden.

Die Rolle des Partners

Ein wichtiger Unterstützer für die gebärende Frau ist ihr Partner. Oft übernehmen die Männer in Geburtsvorbereitungskursen jedoch vor allem eine technische, auf die medizinische Seite fokussierte Rolle. Wie aber können Väter ihre gebärende Partnerin bestmöglich begleiten und einen sicheren Raum für den Geburtsprozess schaffen?

Im Idealfall fungiert der Mann als vertrauensvoller, “väterlicher Halt” für die Frau. Er verinnerlicht eine zugewandte, respektvolle und beschützende Haltung. Durch ständige Rückversicherung und Bekräftigung der Frau in ihrem intuitiven Geburtserleben vermittelt er Ruhe und Vertrauen in die natürlichen Kräfte. Diese Rolle einzunehmen ist nicht immer leicht, denn oft fühlen sich Väter in der Klinik selbst als “Gäste” und trauen sich nicht, den Rahmen für eine ungestörte Geburt einzufordern. In der Begleitung ist es meine Aufgabe, die Männer hierfür zu sensibilisieren und ihnen das nötige Rüstzeug zu geben.

Der Wunsch nach einer neuen Geburtskultur

Als Geburtspsychologin ist es mein großer Wunsch, dass wir in Zukunft eine Kultur der Achtsamkeit und des Respekts im Kreißsaal etablieren. Durch Schulungen zu Themen wie empathischer Kommunikation und Traumasensibilität könnte schon vielen geburtstraumatischen Erfahrungen vorgebeugt werden. Denn häufig sind es vermeintliche Kleinigkeiten – unbedachte Bemerkungen, Formen der Missachtung oder das Übergehen von Bedürfnissen der Frau – die im Nachhinein als tiefe Kränkungen wahrgenommen werden.

Entscheidend ist, dass sich das medizinische Personal seiner enormen Macht- und Autoritätsposition bewusst ist und einen respektvollen, mitfühlenden Umgang pflegt. Es braucht den Mut zuzugeben, wenn Fehler gemacht wurden – in der Regel sind Frauen äußerst verständnisvoll, wenn eine aufrichtige Entschuldigung erfolgt. Eine offene Ansprache und die Bereitschaft, auf die Bedürfnisse der Gebärenden individuell einzugehen, kann buchstäblich Wunder bewirken.

Was wäre, wenn wir eine Gesellschaft gestärkter Familien hätten, die von Anfang an in Frieden und Achtsamkeit warmherzig willkommen geheißen werden? Für mich liegt in einer neuen Geburtskultur der Schlüssel zur Erschaffung einer friedvolleren, liebevolleren Welt. Lasst uns als Frauen und Familien ermächtigt den ersten Schritt in diese Richtung gehen!

Zum Schluss nochmals meine herzliche Einladung zum Summit

Klicke hier, die Teilnahme ist kostenfrei und dich erwarten viele weitere Vertreterinnen und Vertreter einer neuen Geburtskultur sowie sehr geschätzte Kolleginnen wie Dr. Ute Taschner, Anne Henle, Lucia von Fürstenberg-Maoz, Anna Nguyen, Chris Kattoll, Amira Gorski, Marlene Stöckel, Jamina Ehrhardt, Sarah Schmid, … alle werden ihre Erfahrungen und Weisheiten teilen.

Werbegrafik für den Birth R-evolution Online Summit 2024 mit Rednerin Anabel Galster, die vom 28. März bis 7. April über „Traumgeburt nach Traumageburt“ spricht.

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