“Eine Alleingeburt?! – Wie konnte das nur geschehen?
Eigentlich hatten wir geplant, unser Baby in dem Geburtshaus Idstein zur Welt zu bringen, in dem auch schon unser Sohn zur Welt kam. Doch da hatten wir wohl die Rechnung nicht mit unserer kleinen Prinzessin gemacht. Denn sie hatte einen ganz anderen Plan für ihre Geburt und wollte als Alleingeburt nur im Beisein von Mama und Papa das Licht der Welt erblicken…
Ein „entspannter“ Beginn
Eigentlich begann die Geburt sehr langsam und schleppend. Ich hatte eine Nacht und noch einen ganzen Tag lang mit Wellen zu tun (so bezeichnen wir im HypnoBirthing die Wehen), die zwar immer stärker, aber doch noch zu selten kamen, um nun wirklich mit dem Ende der Geburt rechnen zu können. Die Abstände blieben bis zum Schluss bei ca. 10 Minuten. Anfangs war die Arbeit durch die Wellen noch gut erträglich und für mich alleine machbar. Doch gegen Nachmittag wünschte ich mir vermehrt Unterstützung von meinem Mann.
Die Haptonomie
Da wir bei Herrn Dr. Djalali zur haptonomischen Schwangerschaftsbegleitung waren, fühlten wir uns sehr gut vorbereitet. Ich hatte auch bei dieser Geburt mit fiesen Rückenschmerzen während der Wellen zu kämpfen. Zum Glück verschwand aber auch dieser Schmerz mit jeder Welle. Neu waren die Schmerzen, die ich in den Oberschenkeln bekam, zusätzlich natürlich bei jeder Welle. Mit deren Einsetzen wurde der ganze Prozess tatsächlich zu einer großen Herausforderung für mich. Mein Mann half mir so gut es ging mit Tricks, die wir in der Haptonomie kennengelernt haben, die besagten Schmerzen während der Wellen zu lindern.
Plötzlich ging es ganz schnell
Und dann, mitten in der zweiten Nacht, als ich das Gefühl hatte, jetzt sollten wir uns auf den Weg machen und so langsam reicht es mir, ging es plötzlich ganz schnell vorwärts. Mein Mann hatte gerade das Auto vorgefahren und kam zu mir, als ich ein ungeheuer starkes Gefühl des Nach-unten-Schiebens hatte (die sogenannten „Presswehen“).
Presswehen?!
Völlig verblüfft fragte ich meinen Mann, ob dies nun „Presswehen“ seien, denn ich konnte es kaum glauben. Nichts Offensichtliches hatte bisher darauf hingewiesen, dass die Geburt schon so weit fortgeschritten war.
Er sagte: „Ja, das sah ganz danach aus…!“
Die Entscheidung für die Hausgeburt
Mit dem nächsten Schub dieser Wellen wurde uns klar, dass es nun für die 30-minütige Autofahrt wohl zu spät war und innerhalb von dem Bruchteil einer Sekunde fiel die Entscheidung: Das wird eine Hausgeburt! Mein Mann informierte sofort die Hebamme, die dann vom Geburtshaus zu uns kommen wollte. Doch dann ging alles so schnell, dass unsere Hebammen gar keine Chance hatten, das Wunder der Geburt noch miterleben zu können…
… und es wurde eine Alleingeburt
Unsere Tochter (wie sich im Nachhinein herausstellte, denn wir wussten das Geschlecht nicht) kam ganz langsam und ruhig bei uns im Wohnzimmer zur Welt. Geburtshelfer war ihr Vater, der mich immer wieder daran erinnerte, ganz langsam nach unten zu atmen und ihr Köpfchen und dann auch den Rest ihres Körpers in Empfang zu nehmen. Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl nach dieser Alleingeburt. Die Glücksgefühle, die mich in diesem Moment überrollten, als ich unser Kind rosig und entspannt atmend sah, waren einfach unbeschreiblich und unvergleichlich. Man muss es einfach selbst erlebt haben!
Dankbarkeit
Ich bin im Nachhinein so dankbar für diese Erfahrung! Sie war zwar ungeplant, wir waren aber auch wirklich gut durch meine HypnoBirthing-Ausbildung, unsere Arbeit und die Haptonomie bei Herrn Dr. Djalali in Düsseldorf vorbereitet. Wir waren zu jedem Zeitpunkt voller Vertrauen in die Fähigkeiten unseres Babys, meinen Körper und meine Intuition. (Und natürlich war ich voller Vertrauen in meinen Mann!)
„Was tun, wenn das Baby schneller ist als geplant?“
Ich muss zugeben, dass wir nicht völlig unvorbereitet waren. Immerhin haben wir uns als Pränatalpsychologen ja schon das ein oder andere Mal auch mit Geburten beschäftigt… 🙂
Dass manch ein Kind schneller das Licht der Welt erblickt hat, als Eltern und Geburtsbegleiter erahnt hatten, hörten wir bereits. Und auch geplante und ungeplante Alleingeburten waren uns nicht ganz fremd. Daher beschäftigten wir uns mit der Frage, was bei einer Alleingeburt, wenn keine Hebamme zum Zeitpunkt der Geburt da ist, zu tun ist. Und die Antwort war ziemlich einfach:
Nichts!
Das Baby findet seinen Weg, der Körper weiß genau, was zu tun ist. Und wenn es dann da ist, legt man es sich auf die Brust, Handtuch drüber und fertig!
Eine viertel Stunde später war die erste Hebamme bei uns und wenig später auch die zweite Hebamme und sie hatten wirklich nichts Dringendes zu tun (doch wir waren sehr dankbar, dass wir diesen Komfort einer so tollen Hebammen-Betreuung erleben durften!). Die Plazenta war mittlerweile auch ohne Probleme geboren (die Nabelschnur verband natürlich noch unsere Tochter mit der Plazenta) und mein Mann hatte diese in Empfang genommen und liebevoll in Stofftücher eingepackt. Wir genossen die unglaubliche Ruhe und tolle Atmosphäre unserer Wohnung auf der Rumpenmühle. Sie ist ein richtiges Mühlen-Baby, was natürlich vor allem in den letzten Jahrzehnten eine Seltenheit wurde und somit eine echte Besonderheit ist!
Die sanfte, individuelle und natürliche Geburt
Ich kann euch also wirklich nur Mut machen, wenn es darum geht, nach einer positiven und normal verlaufenden Schwangerschaft auf ein schönes und natürliches Ende hoffen zu können. Eine natürliche, ungestörte Geburt ist immer noch das Beste für Mutter und Kind. Jede Frau sollte die Möglichkeit haben, dieses Ereignis als das schönste in ihrem Leben nennen zu können. Denn auch wenn ich sage, ich hatte Schmerzen, ist es doch so, dass ich wusste, wie ich mit diesen umgehen kann und die Zuversicht und das Vertrauen hatte, es schaffen zu können. Alleine durch meine Intuition und meine gute und starke Verbindung, die ich während der Schwangerschaft zu meinem Baby aufgebaut habe. Mit Sicherheit haben diese Faktoren dafür gesorgt, dass mein Schmerzempfinden sich so einpendelte, dass ich damit sehr gut zurechtkam. Und dafür bin ich sehr dankbar.
Die Herausforderung annehmen
Am Ende liegt es also an euch, ob ihr die Herausforderung annehmt! Könnt ihr euch nach einer gut verlaufenen Schwangerschaft voll darauf einlassen? Seid ihr bereit, etwas dafür zu geben, auch wenn es euch vielleicht in diesem Moment nicht leichtfällt? Bearbeitet eure Ängste und Ansichten zu diesem Thema, es lohnt sich.
Und vor allem:
Seid bei eurem Baby! Erlebt die frühe, intensive und herzliche Bindung zu eurem ungeborenen Kind!
Ihr seid schwanger und das ist etwas Besonderes. Lasst euch nichts Anderes einreden. Es gibt nichts Wichtigeres zu diesem Zeitpunkt, denn fast alles andere könnt ihr nachholen, eine Schwangerschaft jedoch nicht! Also geht in Kontakt mit eurem Baby und hört mal hin, wer dieser Mensch ist, der mit eurer Hilfe geboren werden möchte (oder besser: Der kleine Mensch, der sich mit eurer Hilfe gebären möchte). Dabei ist es völlig egal, ob ihr plant zur Geburt ins Krankenhaus zu fahren, das Kind das Licht der Welt im Geburtshaus, zu Hause oder irgendwo anders erblicken soll.
Die Bindung zum Baby ist unbeschreiblich wertvoll!
Lernt euch schon JETZT kennen! Viel Spaß dabei!
In unserer Community erhaltet ihr Zugriff auf die Bindungsentspannung. Eine MP3 in Form einer Meditation für einen Bindungsaufbau in der Schwangerschaft.