Für eine respektvolle und beziehungsorientierte Begleitung der Schwangeren und Gebärenden

Die Bedeutung der Prä- und Perinatalen Psychologie und Medizin

Die Prä- und Perinatale Psychologie und Medizin widmet sich seit über 50 Jahren der wissenschaftlichen Erforschung der frühesten menschlichen Lebensphase. Im Rahmen der Forschungsarbeit konnte herausgefunden werden, dass die frühe Mutter-Kind- Beziehung sowie die Dreieinheit mit dem Vater von großer psychosozialer Bedeutung für die werdende Familie sind. Die Zeit im Mutterbauch ist sogar so nachhaltig prägend, dass sie lebenslange positive wie negative Auswirkungen haben kann. Aus diesem Grund gilt es die heutige Geburtskultur zu verbessern und die seelischen und körperlichen Bedürfnisse des ungeborenen Kindes stets zu achten. Für all diejenigen, die dies leider nicht so erlebt haben wurde letztes Jahr das „Hilfetelefon – nach schwieriger Geburt“ realisiert in Zusammenarbeit mit dem Elternverein Mother Hood e.V., Fachleute bieten ehrenamtlich Telefongespräche an.

Historischer Rückblick: Die Bewegung der natürlichen Geburt

Nachdem die Bewegung der „Natürlichen Geburt“ in den 1980er Jahren bezüglich einer achtsamen und respektvollen Begleitung der Frau, des Babys und des Vaters positive Änderungen in den Kreißsälen bewirkt hatte, gab es in 2020 starke Einbrüche und zum Teil traumatisierende Regelungen in den Kliniken mit einhergehenden Besuchsverboten oder fehlender Geburtsbegleitung durch den Partner.

Heute gehört es wieder zur Vorbereitung auf die Geburt, sich zu erkundigen, ob der Vater von Beginn an bei der Geburt im Krankenhaus dabei sein kann und wie die Besuchsregelungen auf den Wöchnerinnen- und Kinderstationen sind.

Herausforderungen in der Geburtshilfe heute

Die Trennung von Mutter und Vater ist ein erheblicher Risikofaktor, der Komplikationen bzw. einen schweren Geburtsverlauf initiieren kann, da der Partner als mental und emotionale Unterstützung fehlt. Diese Ausgrenzung der Väter erhöht das Gesundheitsrisiko anstatt wie begründet eine gesundheitliche Sicherheit zu fördern.

Es ist daher wichtiger denn je, das Selbstvertrauen und die Selbstwahrnehmung der Frau zu sich, ihrem Körper und ihrem Baby zu unterstützen und zu stärken. Vor allem das Konzept “Bindung von Anfang an” hat zahlreiche positive Effekte auf Mutter und Kind.

Das Ungeborene nimmt von Beginn an wahr und so können die Eltern vom ersten Moment an mit ihrem Baby auf ihre Weise kommunizieren.

Die Frau geht mit mehr Selbstvertrauen in die Geburt und die Geburten verlaufen selbstbestimmter. Nicht zuletzt bietet eine sichere Bindung für das Kind einen psychischen Schutz in schwierigen Lebenslagen.

Hier eine kleine (Ver-)Bindungsübung:

Den Bindungs-Faden kannst du schon jetzt, in der Schwangerschaft spinnen, indem du dir täglich Zeit für das Baby nimmst. Geh in den inneren Kontakt und öffne deinen Kommunikationskanal in beide Richtungen, d. h. die Mutter verbindet sich mit ihrem Herzen und spricht mit dem Ungeborenen und ist offen für seine Signale und Botschaften. Die Kommunikation kann über Bilder, Gedanken und Gefühlen stattfinden. Stell dir zum Abschluss eines solchen Kontaktes vor, wie ein Liebesfaden, der unendlich dehnbar ist, dein Herz mit dem Herzen deines Babys verbindet. Mit der Hand auf dem Bauch kannst du ebenfalls deine Präsenz zeigen. Auch der Vater ist zur Kontaktaufnahme eingeladen. Dies erleichtert den Übergang zur Elternschaft.

Über die Autorinnen

Kola B. Brönner, Vorstandsmitglied der internationalen Gesellschaft für Prä- und Perinatale Psychologie und Medizin (ISPPM e.V.)

Anabel Galster, Geburtspsychologin und Mitglied ISPPM e.V., www.isppm.ngo

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